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30. August 2011: SPD will Inklusion in Lister Kitas und Schulen vorantreiben

Der SPD Ortsverein List-Süd hatte am 23. August zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema "Inklusion - ein Menschenrecht" eingeladen. Mit dabei auch die Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl Ralf Borchers, Peggy Keller, Irma Walkling-Stehmann und Cornelia Busch.

Für die Lister SPD hat das Thema einen hohen Stellenwert. Wir wollten wissen, wie Inklusion in Kitas und Schulen gelingen kann. Mit der 2009 erfolgten Ratifizierung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (2006) verpflichtet sich auch die Bundesrepublik Deutschland, Menschen mit Beeinträchtigungen oder die in anderer Weise von einer irgendwie gedachten Norm abweichen, nicht mehr in Sonderbereichen von anderen Menschen zu trennen. Sie hat sich verpflichtet, auch diesen Menschen für alle Lebensbereiche einen Platz mitten in der Gesellschaft zu ermöglichen und notwendige Förderung und Unterstützung dazu bereit zu stellen. Das gilt insbesondere auch für den Bildungsbereich.

Ziel der Veranstaltung war es, über Konzepte für inklusive Bildung zu informieren, Umsetzungsmöglichkeiten für die praktische Arbeit in Kita und Schule zu zeigen, einen betroffenen Menschen zu hören, der das Bildungssystem selbst erfahren bzw. erlitten hat, und Perspektiven für die List aufzuzeigen.

Dr. Jessica Löser vom Institut für Sonderpädagogik der Leibnizuniversität Hannover zeigte auf, dass es von wissenschaftlicher Seite gute Argumente für eine inklusive Pädagogik und gute Erfahrungen mit inklusiver Beschulung z.B. in den skandinavischen Ländern oder in Kanada gibt. Svenja Bruck vom Verein "Mittendrin", der z.B. betroffene Eltern bei der Suche nach integrativen Kitas und Schulen unterstützt, schilderte, dass Kitas oft Vorreiter für Integration/Inklusion sind, aber nach wie vor integrative Kita-Plätze fehlen. Christoph Walter berichtete über die Entwicklung der IGS Linden zu einer inklusiven Schule, die mit viel Überzeugungsarbeit, unkonventioneller Finanzierung und dem Mut, einfach mal anzufangen, gelungen ist. Claus Arne Mohr schilderte seinen Bildungsweg als körperbehinderter Mensch mit viel Selbstironie aber auch einer differenzierten Problemanalyse: Gegen das Bildungssystem ist es ihm gelungen, mit Hilfe aktiver Eltern, Pädagogen, die ihn nicht sofort abgeschoben haben, und viel Glück einen Hochschulabschluss zu erreichen. „Ich habe einfach Glück gehabt, weil meine Eltern so für mich gekämpft und auch viele Lehrkräfte an den Schulen mich unterstützt haben. Das aber hat Seltenheitswert und es gab auch jede Menge Enttäuschungen und Unverständnis“, so Mohr.

Unsere Position ist: Integration und Inklusion darf nicht von glücklichen Umständen und dem Kampfeswillen der Eltern abhängen sondern muss selbstverständlich werden, auch in der List. Jedes Kind muss in seinem Stadtteil die Chance haben, eine Kita oder Schule zu besuchen, auch wenn es beeinträchtigt ist. Deshalb hatte die Lister SPD bereits im Januar im Bezirksrat einen Antrag gestellt, der die Eltern bei der Suche nach einer inklusiven Grundschule unterstützen sollte. Leider vergeblich.

„Nicht die Kinder müssen sich dem Schulsystem anpassen sondern die Schulen müssen sich den Kindern anpassen und individualisierte Lernwege anbieten, die den Kindern mit all ihren Möglichkeiten und Einschränkungen gerecht werden. Damit das selbstverständlich wird, muss ein grundsätzliches Umdenken Veränderungen in Ausbildung und Strukturen anstoßen“, so Gregor Terbuyken, Moderator und Organisator der Veranstaltung. Darin waren sich sowohl die Referenten, als auch das mitdiskutierende Publikum einig. Aus den Elternschilderungen wurde erneut deutlich, dass in der List ein Bedarf für eine inklusive Grundschule besteht. Für die betroffenen Eltern ist es ein Skandal, dass es in einem Stadtteil mit so vielen Ressourcen nicht möglich war, zum neuen Schuljahr eine inklusive Beschulung in einer der drei Grundschulen zu ermöglichen. Vier Kinder hätten gemeinsam aus der Kita in die Grundschule wechseln können und dafür auch zusätzliche pädagogische Ressourcen erhalten.

Als Fazit der Erfahrungsberichte bleibt: Inklusion, also Menschen mit Beeinträchtigungen nicht in Sonderbereiche abzuschieben, ist als gesellschaftliche Selbstverständlichkeit in den Köpfen der meisten Menschen noch nicht angekommen. Von der Vorschulzeit über Schule und Beruf bis zum Leben im Alter das umzusetzen, was unser Wissen über Lernen, Sozialisation und Pädagogik uns lehrt, ist und bleibt für Politik wie für bürgerschaftliches Engagement eine Herausforderung.

Wir werden das Thema aktiv weiter betreiben und nun weitere Gespräch mit den Grundschulen führen. Unser Ziel ist, zum nächsten Schuljahr eine Grundschule zu gewinnen. Außerdem wollen wir einen „Runden Tisch“ zu dem Thema im Stadtteil bzw. Stadtbezirk einrichten.

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